Zulassungsbeschränkungen für Referendariat

Wegen der steigenden Zahl von Flüchtlingen wird es mehr Geld für die Schulen in Bayern geben. Theoretisch könnten damit bis zu 1700 Stellen geschaffen werden. Zugleich will die CSU gesetzliche Zulassungsbeschränkungen für das Referendariat von Lehrerinnen und Lehrern schaffen. Für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) passt das nicht zusammen.

Der hiesige Kreisvorstand der GEW thematisierte diesen für ihn offensichtlichen Widerspruch auf seiner letzten Sitzung. Es sei grundsätzlich begrüßenswert, 67 Millionen Euro aus dem Nachtragshaushalt für die Schulen bereitzustellen, doch kontraproduktiv, junge Leute vom Lehramtsstudium abhalten zu wollen, betonte Harald Morawietz. Den Zugang zum Referendariat nach der ersten Staatsprüfung von Note und Wartezeit abhängig zu machen, bedeute, dass Lehramtsstudenten mit Fächerkombinationen wie Deutsch/Geschichte erst nach einer Wartezeit von bis zu drei Jahren ihr Referendariat beginnen könnten. „Und gerade Deutschlehrer brauchen wir für den Sprachunterricht für die Flüchtlingskinder", ergänzte Morawietz.

Michael Bratenstein teilte nicht den Optimismus von Staatsminister Spaenle, mit dem erhaltenen Geld genügend Lehrer zu bekommen: „Auf dem Arbeitsmarkt gibt es so gut wie keine Volksschullehrer mehr. Ob sich genügend Realschul- und Gymnasiallehrer unter denjenigen finden lassen, die auf die Wartelisten gesetzt worden sind, ist zu bezweifeln." Schließlich bekämen diese Lehrer lediglich befristete Verträge, wenn auch bis 2019. Ob es dann zu einer Festanstellung reichen werde, sei ungewiss. Jedenfalls habe der Minister in einer großen Tageszeitung die mehr als gewagte Aussage getroffen, dass alle geholt würden, auch pensionierte Lehrer, merkte Bratenstein an. 10 Millionen Euro für Honorarkräfte wie Dolmetscher und private Sprachlehrer auszugeben, die für gleiche Tätigkeiten viel schlechter bezahlt würden als verbeamtete Lehrer, lehnt die GEW ab.

Deshalb sollten alle Lehrer mit zweitem Staatsexamen auf Wartelisten unbefristet eingestellt werden, forderte Ekkehard Lindauer. Entspanne sich die Situation an Grund-, Mittel- und Berufsschulen, müsse man diesen Lehrern die Möglichkeit eröffnen, in die Schulart zu wechseln, für die sie ausgebildet wurden. Schließlich gebe es an Realschulen, Fachoberschulen und Gymnasien immer noch zu große Klassen und Kurse. „Hier zeigt sich die Crux des gegliederten Schulwesens deutlich", fügte Harald Dösel an. Hätte man Gemeinschaftsschulen oder zumindest eine entsprechende Lehrerbildung mit einem gemeinsamen Grundstudium, würden die jetzigen Probleme um einiges leichter zu bewältigen sein. Welcher für das Lehramt an Realschulen oder Gymnasien Ausgebildete arbeite nach Studium und Wartezeit sofort begeistert an Grund- und Mittelschulen?

Nach Meinung der Gewerkschafter ist es fraglich, ob sich mit Zulassungsbeschränkungen zum Referendariat sogenannte Lehrerschwemmen in bestimmten Fächerkombinationen vermeiden lassen. „Wer weiß denn jetzt, wie viele Hochschulabsolventen nach ein, zwei Jahren noch zur Verfügung stehen, und dann herrscht womöglich wieder Lehrermangel", gab Karlheinz Warnebold zu bedenken. Nur mit deutlich mehr unbefristeten Stellen könne es auf den Baustellen Inklusion, Ganztagsbetrieb, Integration der Flüchtlingskinder, individuelle Förderung, Senkung der Klassenstärken vorangehen.

Die GEW-Bayern hat gegen die Zulassungsbeschränkung eine Petition initiiert, die analog oder im Internet unterschrieben werden kann. Die Frist läuft bis Ende März 2016.